Ort: Bus nach Buenos Aires
Zeit: 19.12. 15:12 Uhr
Wetter: unerträgliche 37°C, blauer Himmel
Was mir als erstes auffällt: Die Busse sind anders :D. Es gibt Haltewunschtasten (schönes deutsches Wort, oder?), es gibt kein Drehkreuz und das Geld kassiert der Fahrer. Hier hat man offensichtlich nicht so viel Personal übrig, denn in Brasilien gabs für alles irgendeinen Menschen. Und auch der Überlandbus nach Buenos Aires, in dem ich gerade sitze, ist deutlich komfortabler als die brasilianischen. Ok, es ist auch ein Cama Bus (zu deutsch Bett-Bus, eine Kateorie höher als das was es in Brasilien standardmäßig gab: die Semi-Cama Busse, also nur halb zum schlafen geeignet, für Doreens gar nicht). Ich hab breite Sitze, meine Füße werden nicht eingequetscht und ich sitz auf der rechten Seite auf einem Einzelsitz. Sprich Fenster- u. Gangplatz in einem, geil. Dafür zahl ich auch gern 20% mehr. Nur leider muss man nochmal 50% mehr zahlen wenn man Cama Suite haben will, dann geht der Sitz fast auf 180°C zu stellen, viel Geld, und so versuch ich es erstmal mit der Cama Klasse.
Und im Moment ist der Bus sogar noch leer, bedeutet aber auch dass er an jeder Milchkanne hält um die vielen Fahrgäste einzusammeln, denn der Bus ist fast ausgebucht. Gerade kam ein netter Militärpolizist herein und führte eine Passkontrolle durch, uiuiui ;). Denn die Grenze hatte ich eigentlich schon heut Mittag passiert.
Das ist jedes Mal eine Prozedur … Von Foz do Iguaçu (Brasilianische Seite) ging es heut Morgen mit dem kostenlosen Transfer vom Hostel zur brasilianischen Grenze, dort kam gerade ein Reisebus mit brasilianischen Teenagern an, die es geschafft haben, vor mir in der Schlange zu stehen. Also eine halbe Stunde warten, was zum Glück einher ging mit den Busfahrzeiten. Man muss nämlich dann nochmal bis zur argentinischen Grenze einen Stadtbus nehmen, der dort zum Glück wartet (an der brasilianischen Seite nicht, also wenn ich schon vorher den Bus genommen hätte) bis man seinen Einreisestempel hat.
Dann gings zum Busbahnhof. Und viel Zeit mit Warten verbringen. Ich war 1 1/2 h zu früh, zwischenzeitlich fuhr sogar noch ein anderer Bus von meiner Busgesellschaft (Crucero del Norte, empfehlenswert! Von Pluma, eine bras. Gesellschaft, wurde mir abgeraten …), aber ich hatte ja schon ein Ticket für den 15 Uhr Bus und der andere war glaube ich auch schon ausgebucht. Der einzigst klimatisierte Raum war das Restaurant, also ein paar lapprige Pommes gegessen. Dabei wars doch gar kein McDonalds ;). Immerhin erinnert mich der Ketschup an die Heimat. Er war tatsächlich von Unilever (das alte Unilever-Gebäude steht am Valentinskamp, also da wo ich gearbeitet habe, und das neue am Hafen, und Hamburg und Hafen, na ihr wisst schon). Draußen ist es im Moment kaum auszuhalten, 37°C zeigt mein Thermometer an. Beim Warten in der Schlange an der Grenze hab ich mein Shirt einmal komplett durchgeschwitzt. Lecker, vor so einer 20h-Busfahrt ;).
Nun aber zu Iguaçu. Ich kam also am Freitag Morgen um 7 Uhr an und wurde netterweise nach einem kurzen Anruf vom Hostel abgeholt. Natürlich war mein Bett noch nicht frei, wer checkt auch freiwillig so früh morgens aus. In anderen Hostels wird es so gehandhabt dass man dann sein Gepäck in den Gepäckraum aufgibt und warten muss bis man einchecken darf. Nicht so hier. Ich durfte meine Sachen in ein anderes Zimmer räumen (eins ohne Klimaanlage, was aus dem Grund ungern besetzt wird, aber in der Nacht war es zum Glück nicht so warm. Dafür ist es riesig, es hat Einzelbetten mit einem Abstand von 2 Metern, ein Traum!), duschen und sogar in einem Bett dort schlafen. Aber schlafen konnte ich immer noch nicht, trotz dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe. Ich muss mich noch ans Busschlafen gewöhnen :-/. Und dann war ja noch das Computerproblem im Hinterkopf und ein wunderschöner Sonnenbrand an allen Gliedmaßen. Jedenfalls nach einer Stunde erstmal gefrühstückt (was ich ja eigentlich nicht mitbezahlt habe), echt super Service im Hostel Klein :). Dann noch weitere Wiederbelebungsversuche an meinem Rechner versucht, aber vergebens.
Also gegen Mittag dann endlich zu den Wasserfällen. Für die Unwissenden unter euch zitier ich mal aus der Wikipedia:
Die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Einige sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist 64 Meter hoch. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Das umgangssprachlich Garganta del Diablo (span.) beziehungsweise Garganta do Diabo (pt.) oder „Teufelsschlund“ genannte Wasserfallsystem ist eine u-förmige, 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht. Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der größere Panoramablick von der brasilianischen Seite möglich. Die Fälle sind durch mehrere größere und kleinere Inseln voneinander getrennt. Über ungefähr 900 der 2.700 Meter fließt kein Wasser.
Sie sind die größten (im Sinne von die breitesten) Wasserfälle der Welt (die Victoriafälle sind höher, aber schmaler; allerdings ist ihre Absturzkante ununterbrochen).
Einer Gedenktafel zufolge entdeckte Álvar Núñez Cabeza de Vaca im Jahre 1542 diese „Schönheit der Natur“. Eleanor Roosevelt soll beim Anblick dieser Fälle nur die zwei Worte „Poor Niagara!“ (je nach Auslegung „Arme oder armselige/kümmerliche Niagarafälle“) ausgesprochen haben.
Ich hab 2 h hin gebraucht, so weit außerhalb der Stadt ist das. Aber es lohnt sich. Man fährt mit einem im Preis inkludierten Doppeldeckerbus vom Parkeingang zu den Wasserfällen (am besten eine Station vorher aussteigen und den Panoramic Walk laufen, so nähert man sich immer mehr den Wasserfällen). Es ist nicht wie bei den Niagara Falls ein großer Wasserfall, sondern ganz viele. Große, kleine und sie erstrecken sich auf fast 1 km Länge. Also wirklich beeindruckend, man denkt bei jedem neuen Wasserfall “wow”. Als Krönung kommt dann die Garganta del Diablo, der Teufelsschlund, man steht direkt am Wasserfall und wird ordentlich geduscht, ein Mordsgaudi bei den Temperaturen :D. Nur Fotos kann man dort nur mit wasserdichten Cams machen (mal davon abgesehn dass die Sicht wegen der Gischt eh nicht so dolle ist) ;). Aber ich hab auch so reichlich Fotos gemacht, so viel ist gewiss :D.
Nachdem ich mich erstmal satt gesehn habe, bin ich noch mit einem Mädel, was ich aus meinem “Übergangszimmer” kannte, in den nahegelegenen Vogelpark. So klein ist die Welt, denn ich habe sie dort zufällig getroffen. Der Park ist auch superschön mit zahlreichen Tieren, selbst Reptilien waren darunter und hat wieder für ordentlich Fotostoff gesorgt. Ich mag gar nicht ans Aussortieren denken. Auch bei den Wasserfällen tummeln sich viele Tiere, vor allem aber Tausende wunderschöner Schmetterlinge, die man im Europäischen Raum nicht zu sehen bekommt und die auch total zutraulich sind. Auf der argentinischen Seite saß ein Schmetterling eine halbe Stunde auf meinem Arm. D.h. ich bin gelaufen und mit der Bahn gefahren, hat ihn nicht gestört. Er ist erst davon geflogen als ich angerempelt wurde. Putzige Tierchen, vor allem so elegant und einfach nur hübsch.
Zurück gings dann wieder mit ein paar übervollen Stadtbussen, muss man ja auch mal erlebt haben, nech :D.
Im Hostel hab ich dann tatsächlich mein Netbook wieder zum Laufen gebracht, also erstmal alles sichern, doof nur, dass es nun irgendwie einen Knacks weg hat und alles Stunden dauert. Jeder Mausklick, einfach alles. Beim Kopiervorgang zeigt es mir 4 h an (für 1 GB Daten), und das wo ich dringend mal eher schlafen müsste. Aber beruhigt schlafen könnt ich sonst nicht, also harre ich aus. Zum Glück hab ich an dem Abend Amy getroffen. Die schläft in demselben Zimmer wie ich (das mit der Klimaanlage, die heut auch bitter nötig ist) und so sitzen wir draußen am Pool und haben uns viel zu erzählen während mein Netbook schon im Halbschlafmodus ist.
Mit Amy und einem weiteren frisch angekommenen Freund (beide Amerikaner, sie aus Seattle und er aus Portland) fahren wir am nächsten Tag zu den Wasserfällen auf der argentinischen Seite. Um ein wenig Zeit zu sparen nutzen wir den (nun nicht mehr kostenlosen) Tranferservice des Hostels. Eigentlich wollt ich mir ja wieder die 2h-Bustour antun (bzw. ist es auf die andere Seite durch die Grenze noch länger), aber die Wahl zwischen allein und den beiden fiel nicht schwer :). Hat dann aber trotzdem fast 1 1/2h gedauert. Auch da an der Grenze wieder eine größere Gruppe gewesen. Für solche Fälle sollte es einen separaten Schalter geben, uff.
So sind wir dann den ganzen Tag im Park unterwegs gewesen. Es gibt viele Wanderwege zu verschiedenen Wasserfällen und natürlich auch wieder einen zur Garganta del Diablo, nur diesmal auf der anderen Seite. Auf der argentinischen Seite kommt man näher an die Wasserfälle ran, es ist also noch beeindruckender, und auf der brasilianischen Seite hat man einen schöneren Überblick. Dafür bietet der Park in Brasilien nicht so viele Wanderwege. Ich mache auch die obligtorische Bootstour, wo man noch näher an die Wasserfälle kommt (man befindet sich fast direkt darunter und sieht nur noch Wasser von allen Seiten herunterprasseln). Ich wurde noch nie so ordentlich geduscht. Aber auch an diesem Tag: Bei Temperaturen von 35°C ist man darüber nicht wirklich böse ;). 1 h später ist eh alles wieder trocken. Der Spaß kostet übrigens noch humane 20 Euro, auf der brasilianischen Seite das 3-fache.
Total ausgehungert beschließen wir auf dem Rückweg uns an einer Churrascaria rausschmeißen zu lassen. Im Shuttlebus saß noch ein Französisch-Brasilianisches Paar, die auch sofort Lust bekamen und so fielen wir in das Restaurant “Gaucho” ein. Aber die Jungs waren vorbereitet – und wie. Man zeigt uns das Buffet und erklärt 35 Real All You Can Eat. Alles klar, ist zwar viel Geld für einen Backpacker (etwa 15 EUro), aber ich hab auch einen Mordshunger. Ich schaufel mir also den Teller mit allerlei Leckereien voll, u. a. Sushi und Banana Fritas (gebackenene Banananen, göttlich, wirklich, ich könnte davon eine ganze Schüssel essen, so lecker ist das), Fleisch, Gemüse und Obst von der umfangreichen Salatbar. Mein Teller quillt also über als wir noch kleine Teller gereicht bekommen. Was jetzt? Ach ja, Churrascaria, ich vergaß, Fleisch! So kommen jetzt nach und nach die Kellner mit Fleischspießen an unseren Tisch, wovon immer etwas abgesäbelt wurde wenn man mag. Zum Glück hatten wir das Französisch-Brasilianische Paar dabei, denn die konnten uns übersetzen was wir so serviert bekommen haben.
Nach etwa 15-20 Mal (ohne Scheiß!) sind die Kellner einmal durch. Es gab alle möglichen Sorten Rind und anderes Fleisch. Ich hab sie alle probiert :D. Sogar Hühnerherzen waren darunter (schmeckten wie Leber, also nicht mein Fall). Und: Gebackene Ananas mit Zimt. Ohja, was für ein Gaumenschmauß. Davon braucht ich gleich Nachschlag in der 2. Runde, denn die kam auch noch (eben All You Can Eat). Fleisch hatte ich nun genug, aber gebackene Bananen und Ananas, dafür musste noch irgendwie Platz sein. Und ohweh, dann entdeckte ich die Desertbar mit weiteren Leckereien. Am Ende krabbelte ich beinah auf allen Vieren aus dem Restaurant. Resümee: ich freu mich auf Argentinien, denn das Churrasco dort soll noch besser sein als in Brasilien, kaum vorstellbar. Ich hab jetzt auch langsam genug von Pastel/Pasteis. Sprich den ganzem Gebäck-Snack-Gedöns, was die Brasilianer so essen. Das ist immer eine Art Teig und innendrin ist es gefüllt mit Schinken, Hühnchen und anderem Krams und meistens auch Käse. Das ganze fritiert oder gebacken. Schmeckt auf jedenfall nicht sehr herzhaft, sondern eher süß oder mehr nach Brötchen. Schon ganz lecker, manchmal ist einem aber eher nach einer Bratwurst oder Currywurst, aber sowas gibt es natürlich hier nicht. Also auf ins Fleischland :D.
Als wir dann gegen 22 Uhr auch endlich mal zurück waren gings gleich mal eine Runde in den Pool. Hach, ich liebe mein Backpackerleben :D. Zeitig ins Bett hat wieder nicht geklappt. Bis 2 Uhr sinnierte ich noch mit Amy über gute Indiemusik. Sie wohnte zuletzt in Alaska und kennt Portugal. The Man (aus Alaska ;)) nicht, das kann ja nicht sein.
Und nun sitze ich in dem immer noch verdammt leeren und arg klimatisierten Bus nach Buenos Aires, wo ich Weihnachten verbringen werde und vorher noch mit Stefan N. aus Hamburg die Stadt erkunden werde. Ick freu mir. Endlich wieder ein bekanntes Gesicht, wir haben uns schon seit Ende August nicht mehr gesehn.
Lol, und als ob der Busbegleiter das gerade gelesen hätte, kommt er nun zu mir hoch und fragt ob mir kalt ist. Auf den Monitoren läuft ein Film auf Spanisch mit spanischen Untertiteln, da kann ich mich gleich mal an die neue Sprache gewöhnen. Heut musst ich mich schon 2 Mal dabei erwischen wie ich mich auf Portugiesisch bedankt habe ;). Das muss man erstmal wieder aus dem Kopf kriegen. Genau wie dieses viele Englisch. Ich denk schon in Englisch und träume in Englisch weil man mit allen Reisenden Englisch redet. Dabei waren im Hostel in Foz sogar mal viele Deutsche. Auch ein nettes Paar um die 40 aus München, was eine Weltreise macht und nun am Ende angekommen ist. Diese hab ich sofort an ihrer teuren Trekkingkleidung identifiziert. Ich glaub nur Deutsche kleiden sich so extrem. Ein anderer Hostelgast meinte schon Invasion der Deutschen, denn insgesamt waren wir 7 oder so :D. Ansonsten treffe ich aber sehr selten auf Deutsche weshalb das Englisch eben so dominant ist (UND: Spanisch/Portugiesisch sprechen die wenigsten Reisenden). Ich seh schon, ich perfektioniere mein Englisch und das Spanisch ist immer noch nicht fließend wenn ich zurück komme :(. Naja, ist ja heut erst mein 1. Tag auf spanischsprachigem Boden, we will see – vamos a ver!
Brasilien hab ich trotz ungewohnter Sprache lieb gewonnen. Die Menschen super nett, offen, lebensfroh, das Land schöner als ich dachte. Für mich steht fest: ich komme wieder, nicht nur für die Amazonas Tour. Ich will auch den Norden kennenlernen. Wie mir ein Brasilianer sagte: das wahre Brasilien. Ich bin gespannt, aber das muss noch etwas warten. Jetzt sind erstmal die Gauchos dran :).
PS: und ich muss mich noch an die Essenszeiten gewöhnen. In den Cama Bussen gibt es Essen wie im Flugzeug. Sogar 2 Gänge, zwar nix dolles, aber Raststättenessen ist ja auch nicht viel besser. Nur die Uhrzeit … 22 Uhr. Und mit der Zeitverschiebung ist es für mich schon 23 Uhr. In Brasilien gab es 20 Uhr Abendessen, das war noch human. Aber 22 Uhr ist in Argentinien schon früh, ohje. Vor dem Essen wurde sogar eine Runde Whiskey ausgeschenkt. Was n Luxus :D. Man stelle sich das einmal bei der Deutschen Bahn vor. Mit dem ICE von Hamburg nach München, kostenloses Bordrestaurant mit am Platzservice wie in der 1. Klasse und der Zugbegleiter kommt mit einer Flasche Whiskey um die Ecke. Nach dem Essen wurde Sekt ausgeschenkt. Ich erinnere mich an den Tipp von Katherina (dem Mädel auf der Ilha Grande), die mit ihrer Freundin auf langen Busfahrten immer eine Flasche Wein leerte um besser schlafen zu können. Hat immerhin etwas geholfen, so 3, 4 Stunden konnte ich tatsächlich schlafen.
Zu den Fotos:
Brasilianische Seite
Argentinische Seite
Vogelpark
Videos folgen sobald ich wieder schnelles Internet habe! Dieser Eintrag hier hat schon Stunden gedauert …
EDIT 22.02.2011: Die Videozusammenfassung ist nun online :).
Das mit dem Filmen muss ich noch üben, aber meine Kamera ist auch nicht für Videos gemacht (was man auch am Ton merkt, sorry) ;). Für große Videoschnitte fehlt mir außerdem Rechenleistung und Zeit, aber da ein Video ja manchmal mehr sagt als Tausend Worte, here it is:
Foz do Iguacu / Iguazu Falls in Brazil and Argentina from Doreen on Vimeo.