Einen Monat hab ich in Brasilien verbracht. Lang genug um eine Verhaltensstudie anzufertigen ;).
Der typische Brasilianer (zumindest die im Süden, denn im Rest des Landes war ich ja noch nicht) trägt Flip Flops der Marke Havaianas (jedoch nicht in Sao Paulo, die machen sich über den Look sogar lächerlich :D), Bermudas (also Hosen, die IMMER bis zu den Knien gehen, kürzere enttarnen sofort Touristen) und das auch zur Arbeit. Also in Restaurants usw. Nur die Mitarbeiter von Busgesellschaften tragen Uniformen und entsprechendes festes Schuhwerk. Mittlerweile hab ich mich an den Anblick gewöhnt, aber anfangs war es etwas ungewohnt wirklich an jedem Fuß Havaianas in allen möglichen Farben und Mustern zu sehen.
Wahrscheinlich hat der gemeine Brasilianer eine ganze Kollektion im Schrank. Auch die Bermudas sind sehr stylish, selten einfarbig. Mir gefallen sie alle :).
Außerdem fällt mir auf, dass die Brasilianer liebstend gern Chips essen, vor allem tagsüber als Snack zwischendurch. Und Kekse, die Supermarktregale sind voll davon. Die meisten schauen aus wie die Oreos, schmecken aber etwas süßer. Die Oreos gibt es vereinzelt auch, aber nur sehr teuer. Noch besser schmecken mir die Rocinhas. Die entdeckte ich einmal sogar mit Bananengeschmack, köstlich. Rocinhas sind sowas wie Butterkränze, also nicht ganz so süß wie die Oreo-Fakes. Da Kekse auch ein guter Snack zwischendurch für einen Reisenden sind, probiere ich mich einmal durch die Supermarktregale durch ;).
Zurück zu den Brasilianern. Die meisten sind sehr freundlich und hilfsbereit. Nur die Busfahrkartenverkäufer sind es meist nicht, sondern scheinbar ziemlich genervt von ihrem Job. Wahrscheinlich verdienen sie nicht genug ;).
Leider spricht der Brasilianer in der Regel kein Englisch und Portugiesisch ist doch schwerer zu verstehen als gedacht. Ich habe es trotzdem geschafft mich mit den wichtigsten Vokabeln (allen voran Rodoviaría = Busbahnhof und obrigada = danke) durchzuschlagen. Zumindest in den meisten Hostels wird Englisch gesprochen, das hilft ungemein :D.
Wer Englisch lernen will muss nochmal Geld investieren. In der Schule lernt man nur ein paar Basics schreiben, aber nicht das sprechen und hören. Sprich: man macht nur ein paar schriftliche Übungen Marke “Fill in the gaps”. Kein Wunder dass hier kaum jemand Englisch spricht. Es mangelt allerorten an Lehrern. Wer also nach Brasilien auswandern möchte sollte Englischlehrer werden. Ich wette man wird vom Fleck weg engagiert. Mir ist es hier aber deutlich zu warm ;).
Der typische Brasilianer isst viel Eis, so hat McDonalds hier auch immer einen Extra-Eisstand, wo sich lange Schlangen davor bilden. Dabei ist das McDonalds-Eis hier gar nicht mal günstig, ich glaub sogar teurer als in Deutschland. Ich kaufe also lieber an den No Name-Ständen mein Casquina-Eis. Das ist eine Tüte Softeis. Dabei esse ich sonst ja nicht so viel Eis, aber bei der Hitze ist es einfach zu verlockend ;).
Mir fallen auch die vielen Lottogeschäfte und die langen Schlangen davor auf. Offenbar träumen hier noch mehr Menschen vom großen Gewinn als in Deutschland.
Der gemeine Brasilianer trinkt Dosenbier. Es gibt in jedem Land nur 2-3 Sorten. In Brasilien sind das Skol, Itaipava oder Brahma. Man trinkt das Bier aber nicht aus der Dose sondern aus einem kleinen Glas, und die kleine 0,33 l-Dose wird auch noch aufgeteilt. Flaschenbier gibt’s auch vereinzelt, das wird ebenso geteilt.
Die Jugend liebt McDonalds oder Burger King (10 Fressbuden nebeneinander, auch die lokale Burgerketter Bob’s, aber bei McD. und Burger King die längsten Schlangen, also alles wie immer ;)).
Aus dem Radio tönt derselbe Mist wie bei uns. Nur einmal werd ich total geschockt als Ou Est Le Swimming Pool mit “Dance The Way I Feel” laufen. Die sind ja selbst in Deutschland noch total unbekannt! In anderen Regionen dominiert aber brasilianischer Schlager (siehe Ilha do Mel-Artikel), Samba hört dagegen keiner, also alles nur Klischee.
Die Brasilianer singen auch viel, egal wo, auch in der Öffentlichkeit. Das hat etwas sehr lebensfrohes und gefällt mir :).
Fahrradfahren ist in Parks ein Muss, sonst aber ein seltener Anblick. Das Fortbewegungsmittel der Wahl ist eindeutig der Bus.
Es ist ein Gerücht dass hier immer nur die Sonne scheint! Ich war nun wie gesagt ein Monat hier und das im Sommer und ich hab das Gefühl, dass selbst Deutschland im Sommer mehr Sonnenstunden hat. Meist ist es hier bewölkt. Vor allem morgens. Macht aber nix, warm ists ja trotzdem (und das nicht zu knapp). Nur auf den Fotos siehts net so schön aus ;).
Brasilianer könnnen sich auch nicht wirklich vorstellen, dass man bei Minusgraden existieren kann, sowas gibt es in dem Land, wo die Bananen an der Straße wachsen, einfach nicht.
Der Mindestlohn beträgt 600 Real. Eine Einzimmerwohnung kostet aber schon 500 Real, eine günstige Privatschule 200 Real im Monat.
Ich fand die Brasilianer, die ich getroffen habe, sehr sympathisch. Ich mag das Land, hab mich nie unsicher gefühlt (aber es gibt natürlich unsichere Gegenden, vor allem bestimmte Viertel in den Großstädten, die man aber vermeiden kann) und ich kann nur jedem empfehlen, sich selbst ein Bild von dem wunderschönen Stück Erde zu machen. Dann aber nicht nur einen Städtetrip nach Rio zur WM oder Olympia, sondern auch in etwas entlegenere Orte. Rio und Sao Paulo sind bloß zwei Großstädte, angetan haben es mir aber vor allem die kleinen Orte wie Paraty, Ilha do Mel oder Ilha Grande. Und die sind zudem noch sicherer als jede Großstadt der Welt. Also go for Brazil :). Flüge nach Rio sind gar nicht mal so teuer ;).
sehr schön, gibts das jetzt für jede bevölkerungsgruppe? 😉
bist zwar inzwischen schon wieder weiter, aber wenn dir die kekse irgendwann zu langweilig geworden wären, hättest du unterwegs ja einfach nur den arm ausstrecken müssen und dir bananen schnappen können … äußest praktisch! 😀
das hab ich zumindest vor ;). hat ja doch jeder so seine eigenheiten :D.
auch in argentinien werden viele kekse gegessen ;). und bin noch auf der suche nach meinem fave :D. allerdings kaum bananen. in brasilien gabs die standardmäßig zum frühstück. da hab ich immer 2 verdrückt :D. die sind aber auch kleiner als in deutschland, dafür mit mehr geschmack :). hier muss ich sie mir extra im supermarkt kaufen, das ist etwas schade ;).
Hi Doreen,
Wo bist du denn gerade?
Bei den Lotto-Buden gibt es ausser der Freude am Gluecksspiel noch einen anderen Grund fuer die langen Warteschlangen: in Brasilien bieten die Lotto-Buden im Gegensatz zu vielen Banken auch einen schnellen, einfachen und kostenguenstigen Ueberweisungsservice – teilweise die einzige Moeglichkeit. Wer z.B. seine Stromrechnung, Krankenversicherung, Miete, KFZ-Steuer o.ae. bezahlen will, reicht das die Zahlungsanweisung mit Bargeld bei diesen Lottostaenden (Casa Loterica) ein und erhaelt eine Quittung.
Schoene Gruesse aus Kolumbien!
Jan
hey jan! vielen dank für die info, das macht sinn :). ist das auch in argentinien so? denn hier sehe ich dasselbe phänomen :D.
ich bin gerade in el calafate (argentinien) und setze am samstag endlich nach puerto natales (chile) über :). ich saß bis gestern in ushuaia fest, weil die südchilener streiken. sonst hätt ich den torres del paine jetzt schon hinter mir :). dauert also noch bis ich in kolumbien eintreffe. naja und bis dieser blog wieder aktuell ist ;).