Ort: Bus nach Foz do Iguaçu
Zeit: 16.12. 19 Uhr
Wetter: 25°C Regen
Ich hab zum ersten Mal während meiner Reise schlechte Laune. Ich schreibe diese Zeilen in mein Notizbuch, da der Supergau eingetreten ist. Mein Netbook lässt sich nicht mehr starten. Eine Stunde konnte ich damit arbeiten und hatte schon gut was geschafft als plötzlich Windows abgestürzt ist. Passiert mit Windows 7 glaub ich zum ersten Mal, soweit so ungewöhnlich. Also Neustart. Doch nichts passiert. Ich seh den Windowsbalken durchlaufen, aber sonst nichts. Natürlich hab ich keine Sicherung eingerichtet, soviel Platz hatte ich nicht mehr als ich das mal machen wollte. Immerhin hab ich mir noch Windows gebrannt, aber das ist wohl eh auf F9 hinterlegt, schöne neue Welt. Auch gibt es einen Auswahlpunkt damit sich Windows selbst hilft, aber wie solls anders sein, bei mir funktioniert es nicht. Ein bisschen werde ich noch rumprobieren bis mir wohl nur die Neuinstallation bleibt falls nicht noch ein Wunder geschieht.
Dabei wollte ich auf dieser Busfahrt so viel schaffen (nuja, bei dem Geschaukel mal wieder wäre das wohl eh nicht gegangen). Vor mir liegen noch 11 1/2h Busfahrt, wo ich sicher nun kein Auge zu kriege. Naja nun hab ich viel Zeit, dieses Notizbuch zu füllen ;).
Egal, mein Bier. Ihr wollt sicher spannenderes hören. Florianópolis! Irgendwie mag ich diese Stadt und diese Insel, obwohl beides sehr groß ist. Die Stadt hat über 400.000 Einwohner und die Insel ist etwa 440 km² groß. Also das komplette Gegenteil zur Ilha do Mel. Warum ich sie dennoch mag? Man hat alles sehr konzentriert auf einem Fleck. Es gibt einsame Strände wie auch Strände mit mehr Trubel. Niedliche Fischerdörfer, aber auch alle Annehmlichkeiten (Shoppen, Nightlife, …) einer Großstadt. Sprich alles was man zum Leben braucht :). Floripa (so kürzt man das hier ab) scheint eine sehr reiche Stadt zu sein. Ich sehe viele Menschen in Markenklamotten, neuere Autos als sonst und viele teure Apartmentäuser. Eins hab ich sogar von innen besichtigen können und das war echt riesig, mit Blick aufs Wasser, Marmor überall und die Tür zur Tiefgarage war aus Glas. Hafencitystyle, da staunt man hier schon nicht schlecht ;). Ich sehe auch zum ersten Mal seit São Paulo, Paraty und Rio wieder Jogger und Radfahrer und dieses Mal sogar in Sportklamotten. Jaja, sowas fällt mir auf :D.
Leider ist die Stadt nicht besonders hübsch. Viele hässliche Hochhäuser, aber auch ein paar Flachbauten, die zum Teil sehr europäisch aussehen. Im Süden Brasiliens sind sehr viele Europäer eingewandert. Eigentlich wollte ich auch Blumenau besichtigen, jene Stadt wo einst viele Deutsche hingezogen sind und es sich mit Fachwerkhäusern ganz traditionell eingerichtet haben. Aber leider hab ich keine Zeit mehr. Zurück zu Floripa: Schon am Sonntag während meiner Ankunft bin ich beeindruckt. Ich komme um 23 Uhr an und die Stadt ist hell erleuchtet. Überall wurden riesige Lichterketten installiert, Weihnachten naht.
Mit dem Taxi fahre ich zum Hostel. Um diese Uhrzeit mag ich nicht alleine durch die Stadt watscheln, auch wenn sie zu einer der sichersten zu gehören scheint. An der Rezeption erstmal ein kleiner Schock. Es ist ausgebucht. In der Regel verzichte ich auf eine Reservierung, da sich meine Pläne ständig ändern und ich meist erst wenige Stunden vor meiner Ankunft weiß wo ich hinwill. Und die Hostels bisher hatten meist auch reichlich Platz und waren längst nicht ausgebucht. Für Floripa wollte ich aber mal tatsächlich reservieren (wegen der späten Ankunft und ohne Alternativen in der Stadt), hab es nur zeitlich nicht mehr geschafft. Abends zu lange gefeiert und morgens wollte ich lieber ein paar Minuten früher zur Fähre. Am Frühstückstisch hab ich mich noch mit einer Australierin darüber unterhalten und sie beruhigte mich: “Die haben genug frei, ich war da auch erst, es ist ein großes Hostel.” Ich: “Aber es ist bald Weihnachten, die Saison beginnt.” Sie: “ach: noch ist es nicht soweit, du brauchst keine Reservierung.” Ok, das Hostel hat 60 Betten, ich bin guter Dinge. Dummerweise sind heut einige Gäste ohne Reservierung angekommen, die ich also am Abend zuvor im System nicht sehen konnte, da war nämlich noch genug frei.
Rodrigo, der Mann an der Rezeption, war aber total nett und bot mir gleich an, nach einem anderen Hostel zu suchen. Ich wollte zwar eh am nächsten Morgen weiter, aber mein rausgesuchtes Hostel war ganz im Süden der Insel und ich wollte eigentlich nur noch ins Bett und duschen. Ich hatte die Nacht zuvor nur 3 h geschlafen und den Tag über bei 38°C gebrütet, In der Stadt selber gibt’s kein weiteres Hostel, aber er empfahl mir eines, was nicht ganz so weit entfernt ist. Das Problem: um diese Uhrzeit fährt kein Bus mehr (das war auch der Grund, weshalb ich dieses Hostel hier gewählt habe). Statt für 60 Real (27 Euro) ein Taxi zu nehmen, bot er mit an, einen Freund anzurufen, der mich für 20 Real (9 Euro) überall auf die Insel bringt. Super, Freund angerufen, er kommt, yes. Hostel angerufen, ist auch noch was frei, aber 50 Real (22,50 Euro) *schluck*, das ist ja Wucher, mehr als 35 Real (ca. 16 Euro) musst ich noch nirgendwo bezahlen. Gerade als ich überlege doch zu dem anderen weil günstigeren Hostel zu fahren, kommen 2 Mädels herunter, die auschecken wollen! Oh, sie kommen mir vor wie ein Geschenk Gottes, endlich schlafen! In dem Moment kommt auch der Kumpel und er kommt nicht umsonst, denn die Mädels wollen zum Busbahnhof gefahren werden. Somit brauch ich kein schlechtes Gewissen zu haben.
In der darauffolgenden Nacht schlafe ich so gut wie auf der ganzen Reise nicht. 8h durchgeschlafen, yes! Dann werd ich leider von Hostellärm geweckt. Aber es kommt noch schlimmer ;). Es regnet und ist nur noch 18 Grad, also mal eben 20 Grad Unterschied zu gestern, brr, mir ist kalt :D. Und so beschließe ich, doch nicht umzuziehen. Zum Glück ist das Hostel die nächsten Tage nicht ausgebucht. Das war eine weise Entscheidung, denn von 4 Tagen, die ich dort war, war nur einer ein Sonnentag. Da wäre ich in den Badeorten ganz schön aufgeschmissen gewesen.
So besichtige ich am 1. Tag die Innenstadt von Florianópolis (die aber nicht sehr groß ist). Am 2. Tag ist es ab Mittag immerhin trocken und so fahr ich mit dem Bus (2,95 Real! Selbst der Bus ist deutlich teurer als anderswo) bis ganz in den Süden der Insel. Eigentlich wollte ich ein Dorf etwas weiter nördlich anschauen (auf Anraten des Hostels), aber der Kassierer guckt mich ungläubig an als er fragt wo er mich rauslassen soll. Es gäbe dort nicht viel zu sehen und so rät er mir zu dem Wanderweg am Südzipfel. Ok, ich hab zwar nicht die passenden Schuhe an, aber ich sehe ein, als ich durch das Dorf fahre, dass ich schon alles Interessante vom Bus aus gesehen habe. Der Wanderweg ist ganz hübsch, man muss mehrfach über Steine hüpfen um Flüsse passieren zu können und man begegnet keiner Menschenseele. Nur ein paar Hunde kommen mir entgegen und kurz vorm Ende ein paar Hühner. Ende heißt Naufregados, ein Ort mit 3 Häusern an einem einsamen Strand. Der Ort schaut ziemlich verlassen aus. Bis auf die Hühner, 2 Pferde und einen alten Mann treff ich dort niemanden an.
Auf meiner Karte sehe ich dass etwa in gleicher Entfernung auf der anderen seite der Insel (Ostküste) ein Strand ist, den mir eine nette Brasilianerin auf der Ilha do Mel empfohlen hat. Ich entdecke einen Weg durch den Wald genau in diese Richtung. Schon nach ein paar Hundert Metern kommt mir ein Spanier entgegen. Er hat für die Strecke (ok einen Ort weiter) 5 h gebraucht, wurde von 2 Schlangen gebissen und rät mir davon ab. Der Weg ist weiter oben zu sehr zugewachsen und so höre ich auf den jungen Mann und kehre um. Dann eben morgen hübsche Strände gucken. Das hab ich dann auch getan. Zur Abwechslung mal so richtig mit Sonnenbaden, Buch lesen und nichts tun an einem ziemlich einsamen Strand. Ist schließlich auch auf lange Sicht die letzte Möglichkeit dazu. Und wurde auch postwendend abgestraft. Ich habe als Quittung den heftigsten Sonnenbrand seit Jahren, hmpf. Trotz sorgfältigen Eincremens. Aber es war nirgendwo ein Fleckchen Schatten und die Sonne sehr intensiv. Also tun mir nun Rücken, Beine (sogar die Kniekehlen), Teile vom Po und die Hüfte weh. So macht auch die Busfahrt noch weniger Spaß, denn das Sonnenbaden war erst gestern.
Dafür war der gestrige Abend umso toller. Ich glaube nun wieder an die brasilianische Musik :D. Mit Rodrigo und ein paar Freunden von ihm (sogar eine Deutsche, Katharina, die gerade nach Floripa auswandert, da sie sich in einen Brasilianer verliebt hat) lerne ich, dass Brasilianer auch Musikgeschmack haben können. Sie fragen mich ob ich Rockmusik mag, aber hallo. Also gehen wir zuerst in einen Club, wo gerade eine Band spielt, die eine Mischung aus Samba, Ska, Rock und Latin macht. Medialua heißen sie. Hat mir echt gut gefallen. Das lustige: selbst zu dieser Musik wurde teilweise in Paaren getanzt. Ich konnte mich nun auch nicht mehr wehren und hab meine ersten Sambaschritte gelernt. Puh. Der Club war auch ganz schick. Mit Jimi Hendrix, Rolling Stones oder Beatles-Postern an den Wänden. Nice. Danach sind wir noch zum Billardspielen (selbst hier gibt es Unterschiede, die Kugeln sind kleiner!) noch in einen Studentenclub/Bar gegangen. Auch hier Rockmusik aus den Boxen und die richtigen Poster an den Wänden und alles ein wen ein wenig abgeranzt. In der Nähe ist die Uni, das merkt man :D.
Übermorgen spielt wohl auch eine bekannte brasilianische Rockband (Name schon wieder vergessen), aber die Zeit rennt, ich muss leider weiter. Dabei hätte es noch viele schöne Strände gegeben, die einen Besuch wert gewesen wären. Aber Strände hab ich nun ja auch schon genug gesehen. Morgen gibt’s zur Abwechslung mal Wasserfälle :D.
Zu den Fotos.
Reparatur-Installation, gibts, nachdem die DVD gebootet ist. Das prüft das System und repariert die aktuelle Install, ohne etwas zu löschen. Einfach mal langsam rantasten.
Danke! Das hatte ich versucht (mehrmals), aber hat nur bedingt funktioniert. Also ich konnte dann zwar wieder booten, aber das System war sehr sehr langsam. Der Arbeitsspeicher permanent ausgelastet (das Lämpchen dafür hatte auch dauerhaft geleuchtet). Irgendein Prozess lief da also noch ohne dass ich ihn im Taskmanager sehen konnte. Naja das Ende vom Lied war dass ich alles neuinstalliert habe. Nun läuft wieder alles. Hat mich nur insgesamt ne Woche gekostet, das war etwas nervig :(. Wenigstens konnte ich vorher alles backuppen :).