Als geborene Thüringerin (aufgewachsen am Fuße des Thüringer Schiefergebirges mit diversen Skigebieten und teils 2 meterhohem Schnee) kenn ich schneereiche Winter nur zu gut. Ich mag den Schnee genauso wie die Sonne. Dementsprechend freu ich mich auch jeden Tag über den winterlichen Anblick. Der ist in Hamburg wahrlich nicht selbstverständlich. Ich hab mir sagen lassen, soviel Schnee gabs schon seit den 70er Jahren nicht mehr. Was aber nicht heißt, dass er hier meterhoch liegt. Im Gegenteil, es ist eher ein Witz von der Menge her, gemeint ist wohl eher das Andauern der Kälte und dass es regelmäßig alle paar Tage schneit). Und fast jeder stöhnt darüber.
Aber doch nur deshalb, weil man hier mit dem Schnee nicht so recht umzugehen weiß. Auch nach 2 Monaten anhaltendem Schneewetter hat man es immer noch nicht geschafft, ein ordentliches Räumsystem einzurichten. Ok, die Straßen sind die meiste Zeit frei (außer wenn es mal wieder schneit, dann ist Chaos auf den Straßen, es gibt viel zu wenige Räumfahrzeuge), aber die Gehwege und U/S-Bahn-Aufgänge (und auch die oberirdischen Bahnsteige) sind eine Katastrophe.
Aus der Heimat kenne ich diese Regelung: morgens schippt jeder Hausbesitzer seinen Gehsteig (wenn es nur einen gibt, dann ist bei ungeraden Jahren der an der Reihe dessen Hausnummer eine ungerade Zahl hat und umgekehrt), bei Wohnhäusern der, der gerade mit der Hausordnung an der Reihe ist oder der Hausmeister sofern vorhanden. Bei Firmen der Hausmeister oder man selbst. Je nach Neuschnee auch mehrmals am Tag bzw. abends nach der Arbeit nochmal.
Hier ist es so: sobald Neuschnee da ist, wird erstmal ordentlich Split gestreut (vor unserer Haustüre macht das unser Hausmeister) und dann der Schnee schön festgetreten bzw. wenn es etwas wärmer wird (was meistens der Fall ist) entsteht ein ungemütlicher Matsch, der nasse Füße unumgänglich macht. Weiterer hässlicher Nebeneffekt: man muss die Schuhe vor der Wohnungstüre ausziehen, sonst hat man den Splitdreck in der Wohnung. Ist aber zu verkraften.
Das schlimmste aber ist: an vielen Stellen passiert gar nix, offensichtlich fühlt sich keiner verantwortlich. Sonntag war ich an der S Reeperbahn wegen eines Konzerts und der Aufgang war null geräumt (dabei hatte es längere Zeit nicht geschneit), dafür aber überfroren. D.h. man musste in Schräglage (wegen des vielen Schnees auf den Stufen bekam man kaum einen Tritt) rauf bzw. runter. Um nicht hinzufallen musste man sich am Geländer entlanghangeln. Eine ältere Frau hätte es beinah hingelegt, sie wurde gerade so aufgefangen. Auf der Reeperbahn/Große Freiheit sah es nicht anders aus. Überall war es glatt weil die Gehwege nicht geräumt und überfroren waren. Samstag war es nicht anders dort. Und das wo echt viele Leute an dem Tag dort feiern gehen.
Am Hafen (Baumwall bis Landungsbrücken) wurde der Gehweg ebenfalls nicht geräumt. Nichtmal an einem Samstag wo viele Touris und Einheimische dort spazieren gingen. Ich verstehe nicht, wieso man nicht wenigstens eine Gehschneise räumen kann.
Die Zuständigkeiten zum Räumen sind dabei verschieden. Je nach Örtlichkeit eben. Mal wäre die Stadt verantwortlich, mal Wohnhäuser, mal Bürogebäude (-> Hausmeister). Die meisten machen aber rein gar nix. Und selbst wenn, der Split hilft dabei auch nicht (ich glaub, das muss denen mal einer sagen ;)).
Heute war wieder ein besonders ungemütlicher Tag (eigentlich der schlimmste bis dato). Es schneite den Tag über, aber zum Abend hin wurde es etwas wärmer. Somit ist der Schnee auf dem Boden (gepaart mit Altschnee) getaut, vorzugsweise an Fußgängerüberwegen/Ampeln, sonst auch gern mal eine glitschige, rutschende Masse. Da wo er getaut ist bildeten sich schnell relativ hohe Seen. Wenn man über die Ampel wollte musste man da durch. Springen half nichts. Ich bin also nicht trockenen Fußes zum Spanischkurs gekommen :(. Schon nach wenigen Metern waren meine Füße pitschnass. Wenn man dann noch 1 1/2 h Unterricht und eine halbe Stunde Fahrtweg vor sich hat, wirds leicht ungemütlich. Ich hab dann auf dem Heimweg noch Leute in Gummistiefeln gesehn. Das ist die Idee! Morgen geh ich mit Gummistiefeln zur Arbeit. Festivalfeeling :).
In der Zeitung stand, dass sich viele Ältere nicht mehr auf die Straßen wagen. Ich verstehe warum. Die sind ja noch anfälliger für Stürze. Selbst ich musste mich schon öfter ausbalancieren um nicht hinzufallen.
Mich stört das alles nicht so sehr wie das jetzt vielleicht klingen mag, dazu liebe ich den Winter zu sehr und bin deutlich schlimmere Verhältnisse gewohnt (wo dennoch die Gehwege geräumt werden ;)), ich sehsalso locker und ergötze mich an der winterlichen “Landschaft”. Mich nervt lediglich dieses Gestöhne über den ach so schrecklichen Winter, was ich mir hier Tag für Tag anhören muss. Hey wir haben Winter, da darf es auch schneien. Alles andere würde mir mehr Sorge bereiten (manche wünschen sich schon den Frühling herbei).
Und Schnee ist doch allenfalls besser als dieses hässliche Nieselwetter, was sich hier dennoch viele zurückwünschen. Unglaublich, oder?
Fazit: das Problem ist nicht der Winter, sondern das Unvermögen, damit umzugehen.
Da hier ja nicht nur Hamburger lesen: wie sieht’s bei euch aus? Berlin, Thüringen, Sachsen etc.? Würd mich mal interessieren wie andere Städte insbesondere Berlin damit klar kommen oder ob die genauso ohnmächtig sind.
Hier mal ein paar Bilder vor unserem Haus am Wochenende BEVOR der Hausmeister Split gestreut hat ;). Die nächsten Tage kommen auch noch einige von der zum Teil zugefrorenen Elbe, da muss ich noch etwas aussieben … Wenn die Alster am Wochenende noch zugefroren ist, dann auch davon noch :). Eigentlich sollte ich vielleicht lieber mal den Matsch da draußen fotografiern, damit mir das einer glaubt. So sieht das viel zu idyllisch aus *lol*. So viel Schnee lag glaub ich auch nur an dem einen Tag, sonst ist es a bissl weniger.
ha, es tut sich was! Zitate von hier http://www1.ndr.de/nachrichten/winterverkehr146.html:
“1.000 zusätzliche Mitarbeiter verstärken Winterdienst ”
“Der zusätzliche Winterdienst wird sich laut Hajduk vor allem auf das Streuen vereister Gehwege konzentrieren. ”
“Die Grünen-Politikerin räumte ein, dass der Winterdienst nicht optimal gelaufen sei. Wenn der Winter vorbei sei, werde man analysieren, “was wir besser machen müssen”.”
“Wegen der spiegelglatten Straßen und Gehwege in der Stadt müssen die Krankenhäuser immer mehr Knochenbrüche und andere Verletzungen behandeln. “So etwas haben wir in dieser Größenordnung in den vergangenen 15 Jahren nicht gesehen”, sagte Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios-Kliniken, NDR 90,3.”
wurde auch langsam mal zeit. hier ist mittlerweile fast überall eine zentimeterdicke eisschicht. bin gespannt ob sich auch tatsächlich was ändert. morgen die probe, es wurde neuschnee gemeldet ;).