Wer schon mal nach einer Fototasche gesucht hat oder sich mit anderen Fotografen unterhalten hat, wird schnell feststellen: die perfekte Fototasche gibt es nicht.
Bisher ging es bei mir weithin ohne. Ich besitze zwar einen Fotorucksack (den Aero 80 von Tamrac), aber für normalen Touren oder Konzerte ist er mir zu groß und umständlich. Da er aber von 100 Euro auf 30 heruntergesetzt war, hab ich ihn dennoch gekauft. Zum Transport irgendwohin ist er super. Meine gesamte Fotoausrüstung findet darin Platz + es gibt ein Extrafach für z. B. eine Jacke o.ä. und ein Laptop geht auch rein.
Für Besichtigungstouren benutzte ich bisher einen normalen Rucksack, der an den Seiten geschlossene Fächer hat, wo ich perfekt 2, 3 Objektive verstauen kann. Für Konzerte verwendete ich anfangs eine kleine normale Umhängetasche, später – mit mehr Equipment – die Gola Redford. Die find ich auch nach wie vor super. Abwaschbar (hey, in Clubs fällt auch gern mal ein Bier um …), weitgehend wasserdicht, geräumig, d.h. es findet auch eine Jacke und Zeitschrift Platz und innen ist es mit Satin-Futter ausgestattet. Um die Objektive mach ich mir also keine Sorgen.
Nachteile: keine Trennfächer und nicht rückenschonend für einen mehrstündigen Einsatz.
Für kleine Konzerte also immer noch eine super Sache, für Festivals wollt ich mir aber schon lange mal eine spezielle Fototasche zulegen. Auch um Objektive schneller wechseln zu können. Außerdem ist es bei Umhängetaschen (egal ob nun eine spezielle Fototasche von Crumpler &Co oder normale) nervig, dass sie nicht auf dem Rücken bleiben wenn man sich nach vorn beugt.
Von den Nachteilen der Rucksäcke und Umhängetaschen geplagt (die wären bei den Fotovarianten dieselben gewesen), suchte ich also eine Fotohüfttasche.
Vorteile:
– entlastet den Rücken, es gibt aber auch einen Schultergurt, so dass man das Gewicht entweder auf Schultern UND Hüfte verteilen kann oder es auch mal nur als Schultertasche verwenden kann
– es passt je nach Größe viel rein (es gibt auch ein Fach für zusätzliches Equipment)
– vielfältiges Einsatzgebiet (Konzerte, Radtouren, Besichtigungstouren etc.)
– schneller Wechsel von Objektiven, man kann sie direkt verstauen
– die Kamera ist schneller gezückt als bei einem Rucksack
– an der Seite ist Platz für eine Trinkflasche
Nachteile:
– wenn viel reinpassen soll, ist sie auch relativ groß und sieht an einem kleinen Menschen wie mir ziemlich bescheuert aus 😉 (zumindest wenn man sie als Hüfttasche benutzt)
– auf den Knien zu fotografieren ist schwierig
Modelle: Tamrac 5765 Velocity 5x, Lowe Pro Inverse 100 AW/200 AW
Bei Saturn konnt ich sie schon testen. Beide Varianten haben Vor- u. Nachteile.
Die 100 AW von LowePro ist ziemlich klein. Da passt nur die Kamera+angestecktes Objektiv und ein Zusatzobjektiv rein. Die 200 AW ist dagegen ziemlich geräumig, da passen noch 2, 3 zusätzliche Objektive rein. Allerdings ist mir die Tasche zu klobig, zu groß. Außerdem sitzt sie nicht sehr gut. Man muss sie richtig festzurren. Wenn man das macht, kann man allerdings die Getränkebehälter an den Seiten nicht mehr verwenden, weil der Gurt dann zu stramm sitzt. Die Öffnung der Tasche gefällt mir auch nicht. Man muss sie zur Seite aufklappen. Bei geöffneter Tasche kann man schon mal Angst bekommen, dass die Objektive herausfallen, weil die Tasche auch eine leichte Schräglage hat. Dafür sind die Gurte gut gepolstert.
Bei dem Velocity 5x von Tamrac sind die Gurte leider nicht gepolstert. Dafür ist die Öffnung der Tasche sehr gut gemacht. Man klappt sie zum Körper hin auf, hat so auch einen besseren Schutz vor Dieben. Von der Größe ist sie ein Mittelding zwischen der 100 AW und 200 AW von LowePro. Meine D90+angestecktes Zoom gingen rein + ein weiteres Zoom und direkt darauf eine Festbrennweite (alles mit Gegenlichtblenden). Die Tasche ist nämlich etwas höher als die 100 AW von LowePro. Sie wirkt auch bequemer. An den Seiten kann man weitere Objektivpouches anstecken (MAS-System), leider sind keine Getränkehaltertaschen vorhanden (gibt es aber im MAS-System).
Das Anlegen ist bei beiden Modellen mit gefüllter Tasche durch das Gewicht nicht so easy. Am besten die Tasche auf den Rücken und dann nach vorn ziehen, was aber nur funktioniert wenn sie etwas lockerer sitzt oder sie bis auf Taillenhöhe hochzieht.
Insgesamt war das Modell von Tamrac mein Favorit, sie wirkt nicht ganz so klobig und machte den praktikableren Eindruck. Außerdem war sie vom Tragekomfort etwas bequemer (bis auf die ungepolsterten Gurte, zumindest den Schultergurt könnte man aber austauschen). Insgesamt ist sie aber doch ziemlich groß und schwer (beladen). Gegen das schwer hilft aber zumindest der Schultergut.
Es gibt auch spezielle Taschen, wo nur die Kamera+Objektiv reinpassen und an den Seiten kann man Objektivtaschen/Pouches anstecken, gehalten wird das ganze mittels Gurt.
Vorteile:
– kleiner und unauffälliger
– man braucht nur so viele Pouches mitnehmen, wie man benötigt
Nachteile:
– begrenzter Platz (standardmäßig passen 2 dran, an den Gurt kann man aber sicher noch mehr packen), für Zusatzequipment ist oft kein Platz (z. B. Portmonee, Regenjacke etc.)
– der Hüftgurt ist nicht so gut gepolstert
– die Pouches, die man dazu kaufen muss, sind relativ teuer
– das Gewicht lastet die ganze Zeit auf der Hüfte, keine Möglichkeit, es auch auf die Schultern zu verteilen
Modelle: z. B. LowePro Off Trail, LowePro Off Road
Interessant find ich auch einen speziellen Objektivgurt. An diesen kann man dann Objektivpouches stecken, je nach dem wie viele man benötigt (ohne die oben beschriebene Kameratasche). Sehr praktisch.
Nachteile:
– die teuren Pouches
– kein Platz für Zusatzequipment
Modelle: z. B. Tamrac MBX5395, LowePro S&F Light Belt
Außerdem hab ich von Tamrac ein tolles Modell entdeckt, eine Mischform aus Rucksack und Hüfttasche, der Velocity 7x (gibt es in den Größen 6-10).
Vorteile:
– sieht besser aus 😉
– Vorteile gegenüber einem normalen Fotorucksack: man kann ihn einfach nach vorn ziehen und hat sein Equipment auf Bauchhöhe und kommt so ganz einfach ran ohne den Rucksack abnehmen zu müssen, siehe Video
Nachteile:
– man hat nicht die Möglichkeit, noch einen normalen Rucksack mitzunehmen, was ich mir hin und wieder sicher wünschen würde (z. B. bei Besichtigungstouren)
– durch die Form bedingt wenig Stauraum, für mich zuwenig, zumindest bei dem getesteten 7x, bei den größeren mag das anders sein, aber die sind mir dann wieder von der Form zu groß
– machte für mich im Test keinen wirklich praktikablen Eindruck. Der Hüftgurt störte, wenn man die Rucksack nach vorn ziehen möchte.
Ich hab auch überlegt, mir eine kleine Aero-Umhängetasche von Tamrac zu kaufen. Die sind eigentlich für kleine Kameras oder Videokameras gedacht, aber ich würde auch 2 Objektive unterkriegen. Nur leider ist die 65er-Version ziemlich eng und die 40er, 45er und 50er gleich wieder sehr hoch. Wäre aber ideal für Festivals, wo man seine Sachen wegschließen kann und nur an der Bühne die Objektive braucht. Die Kamera hat man eh am Anschlag. Und sonst könnt ich die Tasche einfach in meine Gola-Tasche setzen und die Objektive haben einen festen Platz. Dies wäre auf jeden Fall die günstigere Lösung ;). Nur leider sind die Größen nicht optimal. Die 65er 2 cm breiter und höher und sie wäre für 20 Euro Mein gewesen.
Die Zeit bis zum nächsten Festival rennt und ich bin hin und her gerissen zwischen Hüfttasche, Gürtellösungen oder einer kleinen Aero-Tasche.
Hat von euch wer Erfahrung mit diesen Taschen?
Mein Favorit bisher ist die Tamrac Velocity 5x. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob ich tatsächlich mit so einer überdimensionierten Tasche um die Hüften rumlaufen möchte. Gerade auf normalen Konzerten wirkt es etwas oversized. Und ich hätte auf dem Weg dahin keinen Platz mehr für eine Zeitschrift. Da wäre die Aero-Lösung die bessere. Für kleine Konzerte reichen mir 2 zusätzliche Objektive, für Festivals jedoch nicht. Oder doch den Objektivgürtel für Konzerte? Andererseits könnte ich die Velocity 5x auch als Schultertasche verwenden, sieht dann nicht mehr so doof aus …
Was für ein Dilemma: ich brauch eine geräumige Tasche, die aber keinen Platz weg nimmt. Zum ersten Mal verdamme ich die Größe und das Gewicht der SLR-Kameras :D. Und am besten 2 oder 3 Taschen – eine für jeden Anwendungszweck. Hmpf, teurer Spaß. Erst der Kauf von zusätzlichen Objektiven und dann weiß man nicht wohin damit ;). Und da fehlt eigentlich noch ein Tele und WW … Wo sollen die einmal hin?
Aber ich glaube, ich werde mir die Velocity 5x einfach mal bestellen und testen. Probieren geht über studieren. Und insgesamt hat sie einfach die meisten und besten Vorteile gegenüber den anderen Taschen. Jetzt muss sie sich nur noch in der Praxis behaupten. Ich halt euch auf dem Laufenden …
PS: bestellt ist sie jetzt, sollte am Montag oder Dienstag hier eintreffen.
Fotos, ich will Fotos!
Wie wäre mit sowas
http://stylespion.de/incase-taschen/4491/
@leuchtie: danke, die kannt ich noch gar nicht. leider erfüllt die dslr-version nicht meine anforderungen. ist mir zu breit und hat auch nur einen einfachen gut. und auch nur den einen bei der hüfttasche, das ist mir zu wenig. ein schultergurt sollte schon noch dran sein.
meine tamrac kam nun gestern an und bin bisher begeistert. jetzt muss sie sich nur auf dem highfield beweisen :). und ich hoffe, dass der hüftgurt nicht zu schmerzhaft wird, ansonsten muss ich ihn macgyvermäßig polstern ;). der schultergurt ist tatsächlich gepolstert, immerhin etwas :).
@volker: von der tasche im einsatz? ok, kommt, aber wird wohl vorm highfield nichts. aber direkt auf dem gelände beim hardcore 4-tage-test machts ja eh mehr sinn, inkl. erfahrungsbericht :).
Auf den Feldbericht bin ich schon gespannt! 🙂
Hallo interessanter Artikel!
Hier ist auch noch ein Review des Tamrac Velocity 8x.
http://pa-photo.de/2011/07/02/velocity8x/