Es ist immer wieder gut zu wissen, dass es Menschen mit den gleichen Problemen gibt. Doch dass das Aufschieben unangenehmer Dinge auch eine Krankheit ist, wusste ich bisher noch nicht. Bisher dachte ich, dass dies lediglich eine schlechte Angewohnheit bzw. eine schlechte Charaktereigenschaft sei. Man nennt es Prokrastination.
Darauf aufmerksam wurde ich durch einen Beitrag von Polylux (vom 23.10.08):
polylog Prokrastination @ www.polylog.tv/videothek
In diesem Beitrag finde ich mich 100%-ig wieder, was schon erschreckend ist. Auch der Punkt mit der Faulheit wurde mir schon nachgesagt.
Wikipedia schreibt zu Prokrastination folgendes:
Manche Menschen sind wesensbedingt erhöht motivationsabhängig, sie schaffen es nur unter großer Überwindung, Tätigkeiten, die als langweilig empfunden werden (und deren Gewinn erst sekundär oder zukünftig entsteht), in Angriff zu nehmen. Dabei sind sich die Betroffenen der ihnen durch das Verschieben entstehenden persönlichen Nachteile durchaus bewusst, was Unlust oder sogar Angst auslöst, die aber als Negativgefühle ihrerseits das In-Aktion-Treten erschweren oder gar verunmöglichen. Ein Teufelskreis kann entstehen, indem immer wieder der Vorsatz gefasst wird, die unangenehmen Aufgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erledigen – diesen jedoch wieder und wieder verstreichen zu lassen. Dadurch können Angst, Scham und Druckgefühl ansteigen, die ihrerseits wiederum das In-Aktion-Treten untergraben.
Zum ganzen Artikel: Wikipedia.
Kathrin Passig und Sascha Lobo schrieben ein Buch darüber: “Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin” (Amazon, Webseite), welches schon auf meiner Amazon-Wunschliste steht. Nett dazu auch dieser Text: Buch später kaufen, was mich sicher dazu veranlasst, das Buch gleich zu bestellen :D.
Aber es gibt noch jede Menge anderer Literatur: Wikipedia.
Toll auch der Artikel von der Zeit. Hier wird das Thema Aufschieben näher beleuchtet und hinterfragt.
Also: wann immer ihr an meiner Prokrastination (vor allem in Verbindung mit meinem Perfektionismus) leiden musstet (z. B. warten noch einige unbeantworteter E-Mails ;)), jetzt wisst ihr warum. Ich gelobe wie immer Besserung … So wie alle Erkrankten.
Seid ihr auch davon betroffen? Schreibt mir! Hier könnt ihr einen Test machen um herauszufinden, ob ihr auch unter chronischer Aufschieberitis leidet: Test von Hans-Werner Rückert.
also im video eher nicht, aber im wiki artikel erkannte ich mich auch wieder.
derzeit würde ich mich aber noch auf einigen stufen davor einschätzen. hoffentlich bleibt das so.
und das du davon schon abhängig bist würde ich eher bestreiten wollen. zummindest das was ich so mitbekomme zeigt eher ein wenig anderes. auf jeden fall sehe ich das nicht annhährend als so schlimm an wie bei der beispielperson im video.
danke, aber du bist auch nicht 24/7 mit mir zusammen, um das tatsächlich beurteilen zu können ;). ich sag mir auch immer, dass der tag viel zu kurz ist, um allen meinen hobbies nachzugehen. da die richtigen prioritäten zu setzen ist schwierig. also macht man lieber die angenehmeren dinge zuerst und schiebt die unangenehmen auf.
ob wirklich unangenehme wie formulare ausfüllen oder auch einfach nur etwas, was zeit und überlegungen erfordert (stichwort perfektionismus), z. b. einen artikel schreiben, e-mails beantworten, fotos aussortieren, etc. … wenn es um echte deadlines geht oder auch nur vertane chancen, kann es schon zum problem werden.
jeder mensch tut angenehme dinge lieber als unangenehme, wer das nicht täte wäre krank, nicht andersrum 😉
das man lieber mal tolle photos angucken und dannach hausarbeiten erledigt ist auch völlig normal. solange der rest dann gemacht wird.
das ist bei mir zum beispiel nicht so, mein zimmer sieht immer aus wie sau, und das nicht nur weil ich schönere sachen zu tun habe, sondern schlicht und ergreifend weil ich keine lust zum aufräumen habe.
solange der rest, je nach wichtigkeit, halbwegs fristgerecht erledigt wird, passt das noch, ob nun 2 tage oder eine woche später erledigt als es möglich gewesen wäre.
wir haben das nun ja schon im chat ausgiebig diskutiert, nur eins noch: das problem ist das “fristgerecht”: wenn man sich keine fristen setzt, macht mans nie und selbst wenn es welche gibt, passiert es auch oft, dass unvorhergesehen etwas dazwischen kommt und dann kann man diese fristen nicht mehr einhalten (weil es schon zur gewohnheit wurde, dass man alles auf den letzten drücker erledigt). das “man” kannst du auch durch “ich” ersetzen ;).
ich rede hier wirklich nicht – wie der titel leider suggeriert – von dem “keine lust haben”, sondern das zwanghafte herausschieben jeglicher dinge, die man just in dem moment nicht tun möchte, obwohl es da vielleicht nur eine sekundensache wäre (z.b. einen telefonanruf erledigen), sich später aber zu einem riesenproblem auftürmt, wenn man es immer vor sich her schiebt.
Getting things done ist da so ein Lösungsansatz.
der begriff und dazugehöriges krankheitsbild sind mir zwar schon länger geläufig, dennoch danke ich dir für diesen beitrag, v.a. das viedeo. meistens ereilt mich dieser zustand bereits wenn ich noch im bett liege. 😉 aber herrje: drei jahre an seiner diplomarbeit? können seine eltern ihm nicht mal in den arsch treten??? ich glaube mit reiner prokrastination ist man hier nicht bedient, ich glaube eher, er hat angst, das warme nest zu verlassen … 😉
ohja, das kenn ich: man liegt im bett und denkt: hm, heut wieder nichts geschafft, morgen machst du dies und jenes! und am ende des tages hat man wieder nix geschafft oder viel zu wenig :(.
Ich glaube die Leute die hier gemeint sind, die es nicht schaffen die wichtigen dinge zu machen und nicht Leute wie wir die sich soviel vornehmen und das ganze aus Zeitmangel nicht machen. Wenn ich was aufschiebe dann mache ich meist was anderes und nicht gar nichts wie es im Beispiel herüberkam