Ort: Paraty
Zeit: 29.11., 18:35 Uhr
Wetter: heiß ca. 36°C
4 h Schlaf sind defintiv zu wenig. Dafür war der gestrige Abend einfach wunderbar. Ich war mit Meike, meiner Zimmergenossin aus Den Haag ein wenig feiern. Eingeläutet wurde der Abend durch ein Geburtstagsständchen und Kuchen von der Hostelmama Christina für einen anderen Hostelgast. Der Kuchen war sehr lecker :D. Und da die Caipis im Hostel billig sind (remember: 3 Real) bestellten Meike, 2 weitere Niederländer und ich nach dem Abendessen (und dem Kuchen ;)) gleich mal eine Runde. Das tolle aber war: es gab kostenlosen Refill. Also wurden es eher 3 oder 4 Caipis. Unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Dann gings weiter ins Che Legarto und als da nicht mehr viel los war ins Cafe del Mar, was von einem Deutschen (Martin) geführt wird. Dort trafen wir 2 Däninnen, die gerade ihre Reise beenden. Entweder man trifft hier Leute, die am Anfang ihrer Reise stehen oder am Ende. Oder 3-Wochen-Urlauber wie Meike. War jedenfalls ein lustiger und interessanter Abend (mit Ausführungen zur portugiesischen Sprache usw.) und so fiel der Abschied von der Insel noch schwerer als er eh schon ist.
Vom gestrigen Tag hab ich aber nicht nur Augenringe als Andenken, sondern auch einen hübschen Sonnenbrand auf Schultern und Rücken. Jap, ich hab mich eingecremt, aber Bootfahren ist gefährlich. So bin ich jetzt an den wichtigsten Stellen für einen Backpacker gezeichnet: den Füßen und dem Rücken. Der Sonnenbrand an den Füßen ist zwar schon gut abgeklungen, aber die Mosquitos taten ihr übriges. Das ist besonders fies mit Wanderschuhen, aber da muss ich durch. Die Biester haben mich sogar an der Fußsohle erwischt. Und ja, ich hab Insektenschutzmittel benutzt, aber darüber lachen die Biester offensichtlich nur. Dabei hab ich extra für teuer Geld ein lokales Produkt gekauft, weil man ja sagt dass die besser wirken, nix da. Die Mosquitos zeigten sich gänzlich unbeeindruckt. Die Viecher stehen offensichtlich auf europäisches Blut, denn ich habe Brasilianische Beine begutachtet und keinen einzigen Stich entdecken können. Rassistisch sind die Mosquitos hier als auch noch.
Was ist sonst noch so passiert? Ach ja, die Bootsfahrt. Hier im Ort gibt es ungefähr 30 oder 40 Touranbieter, die alle so ziemlich das gleiche verkaufen: Speed connection to Rio (Zeit ist Geld für so manche Touristen), Lagoa Azul (die blaue Lagune), Lagoa Verde (die grüne Lagune), Lopes Mendes (Strand), Volta Ilha (einmal um die Insel mit zahleichen Stopps) und Meia Volta (die Nordseite der Insel, also die halbe Insel). Am Samstag wollte ich eigentlich die Meia Volta machen. Diese Tour deckt die Lagoa Azul und Lagoa Verde ab + 6 weitere Stopps. In der Nacht von Freitag auf Samstag meinte es aber mein Magen nicht gut zu mir und so ließ ich mich lieber erstmal nur zum Lopes Mendes-Strand schippern. Wobei das nicht ganz korrekt ist. Das verrät einem zwar vorher keiner, aber nach der Ankunft muss man noch ca. 20-25 min durch den Regenwald auf die andere Seite der Insel und erst dann ist man am Lopes Mendes Strand (vorher an einem mir unbekannten Strand). Ganz schöner Beschiss. Aber wenigstens ist es so am Strand etwas ruhiger. Das war es dort wirklich, trotz der vielen Brasilianer, die nur übers Wochenende auf die Insel fahren. Und was soll ich sagen: breiter, weißer Sandstrand, herrlich das. Zurück gings dann wieder mit einem alten Kahn und Bob Marley Musik, die sich nicht mal nach Klischee anfühlte.
Die Meia Volta Tour war dagegen mit einem Speedboot. Das sind die, die mit der Bugspitze nach oben übers Meer hüpfen. Ich hatte extra bis zum Wochenende gewartet, weil dies Sonnenschein versprach. Als ob sie extra auf das Wochenende wartet ist das bisher auch immer eingetroffen. Und Sonntag war auch tatsächlich der erste Tag wo schon vormittags die Sonne hervorlukte. Leider hielt das schöne Wetter nur bis zur Hälfte der Tour an. Ok, für meine Haut wars gut (wobei ich auf dem Boot zu jeder Zeit Kleidung trug, nur im Wasser eben nicht und trotz Sonnenschutz war das zuviel des guten), aber es zog ein leichter Wind auf, der auf dem Meer ordentlich Wellengang verursachte und mich einige Male um meine Kamera zittern ließ. Außerdem wurde es arg kalt durch den strengen Luftzug (ein Speedboot ist doch noch mal eine andere Hausnummer als so ein alter Kahn wie am Tag zuvor ;)).
Die Tour selbst war ganz nett, aber das Geld (90 Real, etwa 40 Euro) nicht wert. Mag vielleicht auch an den vielen Wochenendtouristen liegen. Bzw. in der Natur der Sache: wieso starten alle Boote etwa zur selben Zeit und fahren die Route in derselben Reihenfolge? So teilt man sich die wirklich hübschen Spots jeweils mit mind. 5 anderen Booten, die auf Namen hören wie Ocean Drive oder Futura 2. Und die Brasilianer sind nicht wirklich leise Touristen. Man trinkt Bier und sabbelt verdammt lautstark. Bei der blauen Lagune (der erste Stopp) tummelten sich ca. 10 Boote. Die hatte mir auch am besten gefallen. Man kann an jedem Spot schnorcheln und so probierte ich es auch einmal aus. Es funktionierte zunächst sogar mit meiner Brille, tat dann aber mit der Zeit weh, sie drückte zu stark auf meine Nase :(. Schade, ich hätte gern etwas länger geschnorchelt, denn das was ich sah, hat mir sehr gut gefallen. Viele bunte Fischis, Schildkröten, Korallenriffe usw. :). Ein Spot hieß “Helicoptero”. Angeblich soll man einen Helikopter am Meeresgrund sehen. Ich hab nichts gesehn und war damit nicht alleine ;). Die grüne Lagune war ganz hübsch, die Fische so zutraulich, dass sie um einen herumschwammen. Aber wieder viel zu viele Menschen auf einem Haufen. Einer der Stopps war einfach nur ein teures Restaurant an einem nicht so idyllischen Strand. Dort hielten wir gleich eine Stunde.
Ilha Grande Boat Trip from Doreen on Vimeo.
So verließ ich die Maria Eduarda III mit gemischten Gefühlen. Genau aus diesem Grund buche ich ungern solche Touren. Mit dem Kajak kommt man nur leider nicht weit ;). Ich habe auch ausgiebigst verglichen, es ist wirklich immer dasselbe. Der Anbieter heuert bei den Bootstypen an, welche dieselbe Tour dann auch für mehrere Anbieter fahren. Nur der Preis schwankt etwas. So hätte ich für dieselbe Tour auch 100 Real zahlen können. Also wen es ebenfalls zur Ilha Grande zieht: einfach nur die Lagoa Azul buchen (2 weitere Strände gibts noch gratis dazu) und nur die Hälfte zahlen.
Und so schnell vergehen auch schon 7 Tage und 7 Nächte. Ursprünglich wollte ich nur ein paar Tage bleiben, aber was ist schon Zeit auf ner Insel ;).
Heut morgen ging es also mit der Fähre zurück nach Angra Dos Reis. Mit an Board die 3 Schwedinnen, mit denen ich mir 2 Nächte das Zimmer teilte, bevor ich in ein anderes wechseln musste (was aber toll war, denn es war kleiner und eine Nacht schlief ich sogar allein drin) und auch ein paar weitere bekannte Gesichter, selbst von der Bootstour waren 4 bekannte Gesichter dabei (und auf dem Boot waren nur 10 Leute ;)). Die Insel ist halt wirklich klein :D. In Angra hieß es erstmal den richtigen Bus suchen. Als wir ihn gefunden hatten (man muss nicht extra zum Busbahnhof, er hält auch an der Straße in der Nähe des Hafens) fuhr er gerade davon, argh. Bedeutet 45 min warten bei etwa 36°C. Man kann sich schöneres vorstellen. Und ich musste mit Entsetzen feststellen, dass kein bequemer Fernreisebus hielt, sondern ein Omnibus (die heißen hier wirklich so wie damals in der DDR), wie er normaleweise nur in Städten verkehrt. An der Windschutzscheibe prangte aber unverkennbar “Paraty”. So konnte ich die folgenden 2 h auch nicht zum Schreiben nutzen, da es dem Bus an allem mangelt. Gescheite Stoßdämpfer, Sitzabstand zum Nachbar, Klimaanlage, usw.
Es war eine sehr ruppige und schaukelige Fahrt, aber immerhin bin ich heil angekommen. Das schlimmste an der Fahrt ist nicht, dass man an jeder Milchkanne hält (bestimmt 30 oder 40 Mal während der nicht allzulangen Fahrt), sondern die vielen Schikanen zur Verkehrsberuhigung auf der Straße. Diese lieben die Brasilianer aus irgendeinem Grund, denn alle paar Meter kommt gewiss eine. Dabei ists egal ob innerorts oder auf Landstraßen. So muss das bevorzugte Gefährt ständig abbremsen was einem schon nach kurzer Zeit ziemlich auf die Nerven geht. Zum Glück muss ich nicht fahren, da hätt ich erst recht geflucht ;). So musste ich mich nur gut festhalten und der Dinge harren. Die Schwedinnen mussten übrigens die erste Stunde der Fahrt stehen, weil sie bis zum Busbahnhof gefahren sind (extra Taxi genommen) und dann der Bus schon voll war. Die Armen. Als ich später durch Paraty schlendere treffe ich sie sogar mehrmals wieder, so klein ist die Welt.
hach ja, der local bus – das macht spass, ne! viel spass weiterhin…