Ort: Morretes
Zeit: 07.12. 13:51 Uhr
Wetter: ca. 30° C
Am frühen Abend vor 2 Tagen bin ich dann auch endlich in Curitiba angekommen. Eigentlich wollte ich dort Guilherme besuchen (der junge Mann, den ich in Teresópolis getroffen habe), aber der verweilt gerade für ein paar Prüfungen in Minas Gerais. Schade. Da die örtliche Jugendherberge ausgesprochen schlechte Kritiken hat (dagegen hatte die in Sao Paulo noch gute Kritiken, ich wollte also nicht austesten wie schlechter es noch geht …) und es keine weiteren Hostels gibt (nur eines weit außerhalb), wollte ich zum ersten Mal Couchsurfing ausprobieren. Jenes Portal, wo liebe Menschen ihre Couch, Bett oder Matratze anbieten für ein bisschen kulturellen Austausch oder in der Hoffnung selbst mal ein Couchsurfing-Angebot nutzen zu können. Ich hatte in Hamburg selbst auch meine Matratze angeboten, aber mit der wollte keiner Vorlieb nehmen ;). In Curitiba hatte es aber endlich geklappt.
Es ist nämlich gar nicht so einfach, etwas passendes zu finden, denn wenn man unter der Woche sucht, müssen viele Leute arbeiten und wollen entweder gar niemanden beherbergen oder sind erst am Abend zurück und ich oft schon am Nachmittag da. Außerdem weiß ich immer erst kurzfristig wann ich wo bin und das ist natürlich manchem zu kurzfristig oder sie lesen die Nachricht erst ein paar Tage später. In Curitiba hat es aber wie gesagt geklappt und so schlug ich bei Pedro auf. Der kam erst sehr spät am Abend vom Familienbesuch zurück, aber ein Freund und Kollege (sorry Namen kann ich leider nicht schreiben, der war zu kompliziert für deutsche Ohren :D) öffnete mir die Tür. Bzw. erst musste ich am Portier vorbei. So etwas gibt es hier bei den meisten besseren Wohnungen. Der funkte kurz nach oben, ob es ok sei dass ich komme, und ich durfte passieren.
Mich erwartete ein kleines 1-Zimmer-Apartment, wo Pedro und vorübergehend auch sein Freund wohnen. Dieser sucht gerade eine Wohnung und das ist gar nicht so einfach. Das kenn ich doch irgendwoher :D. Die Couch ist also schon belegt und ich verbringe die 2 Nächte auf einer Luftmatratze. Aber das ist nicht schlimm, denn sie ist dennoch bequemer als die durchgelegenen Matratzen in den Hostels ;). Und ich finde tatsächlich mal eine moderne Dusche vor, wo man die Temperatur regeln kann, zwar funktioniert das nicht so gut wie in Deutschland, aber es geht besser als in den Hostelduschen. Die haben immer nur einen Plastikduschkopf, der an die Decke geschraubt ist. Man kann zwar direkt am Duschkopf Sommer oder Winter einstellen (also kalt oder warm), aber der hängt in der Regel so hoch, dass ich nicht dran komme (dabei sind die Menschen hier doch geanauso klein wie ich!). Und bisher war immer Winter eingestellt, was meist verdammt heißes Wasser bedeutet. Ok, es wird auch stets mit “hot water” geworben, aber so heiß mag ich es selbst im Winter nicht.
Modern sind in Curitiba nicht nur die Duschen, sondern auch die Busse, bzw. Busstationen. Normalerweise kann man ja froh sein wenn man überhaupt ein Halteschild vorfindet, in Curitiba gibt’s richtige Bushaltestellen und die sehen verdammt futuristisch aus. Sie haben die Form einer Röhre und zwischendrin gibt es Aussparungen, wo vor der Bus genau seine Türen positioniert. Und um in diese Röhre hinein zu kommen muss man natürlich wieder ein Drehkreuz passieren, aber diesmal eines, was leicht geht und wo ich mit meinem Backpack durch passe, juchhu. Im Moment wird auch über den Bau einer U-Bahn nachgedacht, denn Curitiba ist nicht gerade klein, es hat über 1 Mio Einwohner und jede Menge Hochhäuser.
Mein Reiseführer erzählt mir auch irgendwas von Brasiliens Modellstadt für Lebensqualität. In der Tat ist alles etwas entspannter. In der Innenstadt keine schreienden Menschen, nicht die übertriebene Hektik von Sao Paulo und die Fußgängerzone etwas breiter, so dass nicht so ein Gedrängel herrscht. Wirklich hübsch ist die Innenstadt nicht, aber auch nicht wirklich hässlich. Es gibt noch ein historisches Zentrum, was den Namen auch verdient (viele alte Häuser im europäischen Stil), nur leider ist es ziemlich verkommen. Offensichtlich erkennt man das Potenzial nicht, denn restauriert wird nichts und so wirkt es eher wie ein unliebsamer Verwandter. Es handelt sich auch nur um ein paar meist leer stehende Häuser und so ist meine Stadtbesichtigung recht schnell beendet. Es gibt sogar 2 deutsche Restaurants und gern hätt ich so ein Stück Kassler probiert, aber ich hatte leider gerade schon gegessen :(. Ansonsten war das Viertel aber ziemlich tot.
Viele Sehenswürdigkeiten liegen außerhalb der Stadt und sind so für mich nicht erreichbar. Es gibt zwar einen Touribus, der all diese Sachen abfährt (sprich es lohnt sich mal wirklich so einen Touribus zu nehmen, kostet übrigens 20 Real, etwa 9 Euro), aber der verkehrt nicht am Montag. Und wann ist mein großer Tag in Curitiba? Natürlich an einem Montag. So wird mir auch das große Oscar Niemeyer Museum verwehrt, welches der Herr Niemeyer sogar selbst entworfen hat. Es hat die Form eines Ei, was ziemlich schick aussieht. Ich hab es ja oben schon erwähnt, der hat hier ne Menge gemacht, u.a. auch Brasilia, die Hauptstadt, entworfen. Ansonsten gibt es hier viele Sachen, die den europäischen Einwanderern gewidmet ist, u.a. auch einen deutschen Wald und einen italienischen Wald. Ich habe leider keine Zeit, noch einen weiteren Tag zu bleiben und so muss ich die Dinge auf ein ander Mal verschieben. Ein Grund mehr, nochmal Pedro und Guilherme zu besuchen :).
Pedro ist echt ein cooler Typ, fährt gern Fahrrad und hört gern Musik, er hat sogar Portugal. The Man und Band of Skulls auf seinem iPod, wow. Es gibt hier doch tatsächlich Menschen mit gutem Musikgeschmack :D. Und er hat früher mal Schlagzeug gespielt, nice. Abends waren wir bei Habib’s, eine brasilianische Kette für Minipizzen, etwas essen (ach ;)). Lecker kann ich nur sagen. Wer also auch nach Brasilien kommt und einem Habib’s begegnet (ich zum ersten Mal, sonst sehe ich immer nur Bobs, die brasilianische Burgerkette) unbedingt probieren, ist sogar ziemlich günstig. für umgerechnet 5 Euro wird mein großer Hunger gestillt und ein leckeres Mousse ou Chocolat gabs noch obendrauf. Hab ich schon erwähnt, dass es ganz schön hart ist seine Figur zu halten wenn man täglich mit Eis, Keksen, leckerem Gebäck usw. konfrontiert wird? Und das im Land der Bikinis ;). Ich hoffe, ich kann mich in Argentinien wieder etwas gesünder ernähren, sonst bekomm ich bald einen Zuckerflash. Aber ich hab gehört, dass man dort schon zum Frühstück Gebäck aufgetischt bekommt. Hier zumindestens Brötchen. Hm, keine guten Voraussetzungen.
Aber zurück zu Curitiba. Was war sonst noch passiert? Ach ja: am Sonntag war ich mit Pedros Freund noch in der Stadt, wo ein Kinderchor im HSBC-Gebäude (die Bank) gesungen hat. Das besondere: sie standen wie in einem Weihnachtskalender hinter jedem Türchen bzw. Fensterchen. Die Kinder trugen rote Umhänge und Mützen, waren noch ziemlich klein und hatten zu jedem Song eine kleine Choreografie einstudiert. Das Gebäude war dazu hell erleuchtet durch Tausende Glühbirnen. Wirklich süß gemacht, nur leider hatte ich keine Kamera dabei, weil wir eigentlich nur was essen wollten. Das kann man in Brasilien übrigens auch an einem Sonntag in einem Einkaufszentrum. Die Läden hatten ebenfalls geöffnet. Und das nicht weil Vorweihnachtszeit ist ;). Die armen Verkäufer. Immerhin öffnen die Geschäfte am Sonntag später.
Und schon waren 1 1/2 Tage Curitiba um. Vielen Dank Pedro, du warst ein guter Couchsurfinghost :). Das Portal kann ich also nur weiterempfehlen und werde es sicher bald wieder nutzen. Und wer Curitiba besuchen möchte, am besten an einem Samstag. Da verkehrt der Touribus und am Sonntag fährt der Tourizug bis Paranagua und nicht nur bis Morretes wie an den restlichen Tagen.
Hier die komplette Fotogalerie zum durchklicken.
wer Portugal. The Man aufm iPod hat, kann ja nur gut sein 😉